Eine Geschichte des Scheiterns – oder von sehr großer Begeisterung

Gastbeitrag von Danielle Deckert

Hey Creator!

Mit Erstaunen habe ich vor kurzem rein zufällig festgestellt, dass es für eine meiner schlechtesten Eigenschaften eine super Erklärung inklusive „Eigentlich-ist-das-doch-was-ganz-Tolles“-Twist gibt: das gute, alte Scannertum. Scanner…sagt dir nichts? Das sind Leute, die tausende und abertausende Interessen haben, in unregelmäßigen Abständen für dies oder das brennen – um dann eine Woche später keinerlei Lust mehr auf diese EINE Sache zu verspüren. Und sie dann nie wieder tun.

Scanner/innen – Vielbegabt?!

Tatsächlich hat mich dieser eine Begriff doch zuerst an meiner Scannerinnenqualität zweifeln lassen. Denn vielbegabt bin ich nunmal nicht, fragt mal meine Ukulele. Circa zwei Wochen lang habe ich täglich mindestens 20 Minuten auf meinem kleinen, mit einem tropischen Sonnenuntergang verzierten, Lieblingsinstrument geübt. Erfolge: null. Lust weiterzumachen: ähnlich groß. Allerdings liegen mir dafür ein paar Handarbeiten sehr gut (für die natürlich alle das passende Equipment gekauft habe). Aber bin ich deswegen Vielbegabt? Mein Ukulelelehrer würde dem ganz sicher widersprechen.

Aber was macht Scanner/innen denn dann aus? Und wie kann man damit aufhören?

Die schlechte Nachricht: du bist einfach so, deal with it. 

Die gute Nachricht: Scanner/innen fangen nicht mit einem neuen Hobby an, um es dann wahllos wieder hinzuwerfen. Das Ganze hat perfide Methode. Also, in dem Moment, in dem die sogenannte „Scannerbelohnung“ erreicht wurde, dann ist man fertig mit dem Projekt. Ich habe wirklich lange rumüberlegt, wann das bei mir denn der Fall sein könnte. Dann kam die Eingebung: Wenn es im Internet steht. Sprich: wenn ich darüber gebloggt, geinstragramt oder einen Artikel bei Edition F (hab ich noch nie, aber mache ich bestimmt irgendwann mal!) verfasst habe.

Natürlich gibt es noch tausend verschiedene Untertypen dieser gar nicht so seltenen Menschengattung. Wer dazu mehr wissen möchte, dem sei das Buch „Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast“ von Barbara Sher ans Herz gelegt. Ja, der Titel klingt ein wenig pathetisch, aber für eine erste Selbstanalyse eignet es sich wirklich gut.

Außerdem empfiehlt Frau Sher das Führen eines Scanner/innen-Journals. Wenn du also unterwegs einen Hirnpups hast, den du sofort verwirklichen willst: schreibs in dein Journal. Danach ist der unwiderstehliche Drang, jetzt SOFORT Menstruationsgrußkarten zu entwerfen und damit den großen Reibach zu machen gebannt. (Falls jemand Bedarf an Menstruationsgrußkarten hat…*hust*…schreib mir eine Mail.)

Und was ist daran jetzt der „Eigentlich-ist-das-doch-was-ganz-Tolles“-Twist?!

Na du bist vielbegabt, herzlichen Glückwunsch! Dein Leben wird garantiert niemals langweilig, weil um die Ecke schon eine neue, grandiose Idee wartet. Und du bist auch kein Loser, weil du Projekte „einfach so“ abbrichst. Du hast ganz einfach das bekommen, was du wolltest und auf gehts zur nächsten Baustelle. Du bist ein viel kreativerer Kopf als die meisten anderen Menschen und who cares, du hast halt tausend Flausen im Kopf. Es gibt dieses grauselige Einhornmerch, da steht drauf „Fresst meinen Sternenstaub, ihr Langweiler.“ Merch=grausam, Spruch=wahr. Also, machts gut ihr Langweiler/innen, ich mache mich auf zum nächsten Bastelladen.

Als ich mal beinahe…zurück zu mir

Und jetzt kommt der große Moment. Ich mache hiermit die vollkommene, unverblümte Liste meiner Scannerinnenkarriere (nicht chronologisch, wird laufend aktualisiert). Festhalten. Und wer lacht, bekommt eine Brennessel verpasst!

  • Grußkartendesign – von Menstruationsgrußkarten bis minimalistischen Geburtstagsgrüßen war alles dabei. Damit war ich sogar mal in Frankfurt bei der Paperworldmesse, aber das ist eine andere Geschichte (Anmerkung von Su: Und 2020 habe ich eine selbst erstellte/gedruckte „Covid Navidad“ Postkarte zu Weihnachten bekommen 😀
  • Foodblogging – Essen macht mir eindeutig mehr Spaß als fotografieren
  • Schmuckdesign – Doctor Who-Ketten aus Schrumpffolie, Laserschwertohrringe, Twin Peaks-Pins
  • Einen Roman schreiben – die Geschichte war einfach zu hanebüchen
  • Brushlettering – auch darin spiegelt sich meine Multibegabung nicht unbedingt 1:1 wieder
  • Hintergründe fürs Lettering auf meinem Drei-Ähren-Block zaubern – siehe Fazit Brushlettering
  • Zeug aus Fimo – war doof, direkt wieder aufgehört
  • Stempel schnitzen – die Tardis sah echt gut aus. Meine Fingerkuppen nicht so
  • Lavendelumdruck – Ergibt cool bedruckte Jute- und Turnbeutel, stinkt aber wie die Hölle
  • Siebdruck – öhm, macht viel Dreck im Bad…
  • Häkelzeug aller Art – mein Verkaufsschlager: die Babymütze mit Yoda-Ohren
  • Wörter suchen, die es nur in einer Sprache gibt – die Idee wurde eindeutig geklaut und gibt es nun in schön illustrierter Buchform.
  • Keramik bemalen – geht doch nichts über eine handbemalte Mr.Tea-Tasse
  • Blobbfische zeichnen – Von Blobb Marley über Mary Blobbins bis Bibi Blobbsberg
  • Hip Hop-Lyrics in Papierkunst verwandeln – ebenfalls nicht gut für die Fingerkuppen
  • Nähen…ich möchte nie wieder darüber reden
  • Comics/Graphic Novels sammeln – Fünf sind es an der Zahl
  • Geekige Backwaren – Wookiee-Cookies, Einhornkacke, Ogerzehen – alles, was das Fanherz begehrt
  • Zines gestalten – zwei sind es immerhin schon geworden! (@zinelichgut)
  • Ein Instagram Account (@procrastology) der anhand der aktuellen Sternenkonstellationen erklärt, warum man sich gerade dringend mal ausruhen muss
  • Eigene Orakelkarten – gehen demnächst in Druck, äääh…versprochen.
Keep calm and create.

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