Früher, in wirklich schlimmen Zeiten für dich, war das wahrscheinlich ein Segen und tat gut mit viel Nachsicht und Zuwendung behandelt zu werden. Es ist irgendwie leicht, wenn man „mit allem” durchkommt. Man ist das behütete Schaf, das Fehler machen darf. Leider fühlt man sich in dieser Opferrolle zu wohl um sie freiwillig verlassen zu wollen. Und rate mal? Genau – man erfüllt alle negativen Erwartungen der Außenstehenden, die einen in dieser Opferrolle sehen. Man gibt schneller auf, man bekommt gerne Mitleid, man ist gerne wohlbehütet und eventuell etwas zu verhätschelt, man zieht Rückschläge und Drama nur so an. Kommt dir das eventuell bekannt vor? Wenn ja, wird es dringend Zeit das eigene Leben wieder in die Hand zu nehmen, aus der gemütlichen Opferrolle auszusteigen und in die Schöpferkraft zu kommen. Das Mitleid anderer und ihre Sorgen um dich brauchst du nicht mehr, lass es los. Auch wenn es nun heißt mehr Selbstverantwortung zu übernehmen und nicht mehr für alle Fehltritte oder Fehlentscheidungen Nachsicht zu ernten – zeige diesen Personen, dass du stark und selbstständig bist und dein Leben im Griff hast, egal was für Entscheidungen du triffst. Es ist tatsächlich ein gar nicht so leichter Weg aus der Opferrolle zu kommen, aber es lohnt sich.
Wichtig: Es gibt auch eine chronische Opferhaltung, in der die Personen nicht mehr in der Lage sind, Probleme selbst zu lösen und auf Hilfe angewiesen sind. Das kann ein Symptom einer psychischen Krankheit sein und kann/möchte ich daher hier nicht thematisieren.
Mache deinem Umfeld klar, dass du „trotz allem“ kein Opfer bist und du nicht mehr in dieser Rolle gepresst werden möchtest. Du bist stark und mutig und stehst voll und ganz hinter deinen Entscheidungen und gehst deinen eigenen Weg. Halte durch, auch wenn es Rückschritte gibt und hole dir eventuell auch professionelle Hilfe, um der Opferhaltung zu entkommen.
Allgemeine Anmerkung zum Thema Opferrolle: Mir ist klar, dass es Lebensumstände gibt, die nicht änderbar ist (ich denke dabei aktuell auch an die Corona-Krise), allerdings gibt es immer Schritte, die man gehen kann, damit man besser damit umgehen kann. Und darum geht es auch. Hilfe annehmen, Unterstützung suchen und auch kleine Schritte zu gehen, um seine Gefühlslage zu verbessern. Das Gefühl der Opferrolle ablegen und alles, was in der eigenen Macht steht, nutzen, um die eigene (Geühls)lage zu verbessern.