Organisation im Business: für mehr Struktur, Klarheit und Fokus in der Selbstständigkeit
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Ich sitze inmitten einer Gruppe von 30 Menschen. Nur noch sechs Personen sind vor mir an der Reihe, und dann komme ich dran, mich vorzustellen. Ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Es sind 30 Grad. In der Nacht bin ich von Berlin nach Dahab geflogen, einem Ort in Ägypten. Ich habe kaum geschlafen und merke nun, wie meine Fingerspitzen zu kribbeln beginnen. Mein Kreislauf gibt mir ein Warnsignal. Ich denke: „Du darfst jetzt nicht ohnmächtig werden.“
Ich befinde mich zwischen 30 selbstständigen Personen, die alle hier sind, um an einer Workation teilzunehmen. Die erste Herausforderung dabei ist die Vorstellungsrunde.
„Puh, atme. Atme!“
Nun bin ich an der Reihe. Es vergehen nur wenige Sekunden. Während ich spreche, blicke ich in die Gesichter der anderen und frage mich, ob ich einen guten Eindruck mache. „Was denken sie jetzt bloß über mich?“ In wenigen Sätzen versuche ich zu erklären, was ich tue und warum ich hier bin. Ich habe das Gefühl, nicht annähernd zeigen zu können, was mich wirklich ausmacht. Aber ich kann mich auch nicht richtig auf das konzentrieren, was von mir gesagt wird. Danach kann ich mich an den Moment kaum erinnern. Alles fühlt sich an wie unter einer Glocke.
Das war im Jahr 2017, dem Jahr, als ich beschlossen hatte zu kündigen, um mich selbstständig zu machen.
Es gibt diese verdrehte Vorstellung von einer professionellen Selbstpräsentation. Theoretisch sollen Selbstständige in nur zwei Sätzen prägnant formulieren können, was sie tun, für wen und warum. Dabei soll das „Warum“ vorrangig stehen, denn ohne Emotionalität und Storytelling scheint heute nichts mehr zu funktionieren. Gleichzeitig wird gefordert, sich kurz zu fassen.
Doch in Wahrheit befreien diese Regeln keineswegs. Sie verunsichern die meisten vielseitigen Selbstständigen derart, dass sie sich scheuen, sich überhaupt vorzustellen. Ihre Präsentationen werden steif und verkrampft, und sie haben das Gefühl, nicht im Entferntesten das zeigen zu können, was ihnen eigentlich wichtig ist. Das Ergebnis ist, dass ihre Vorstellungen allgemein werden und sie mit austauschbaren Buzzwords um sich werfen.
Ich denke, das Problem liegt oft darin, dass das eigentliche Ziel einer Selbstpräsentation nicht klar definiert ist. Der Elevator Pitch entstand in einer Zeit, in der es in der schnelllebigen Startup-Welt darum ging, die Aufmerksamkeit von Investoren zu gewinnen. Es kursiert das faszinierende Gerücht, dass die Macher von „Alien“ ihren Film den Produzenten mit den Worten vorstellten: „Es ist wie ‚Der weiße Hai‘, nur im All mit einer Frau als Heldin.“
Dieser Pitch verknüpft das eigene Produkt mit etwas Bekanntem, um es verständlicher zu machen. Ich bin begeistert von dieser Methode und habe jahrelang versucht, einen Vergleich zu finden, der bekannte Bilder evoziert, um mein Business zu erklären. Bislang ohne Erfolg. Er bietet mir nicht den Rahmen, in den ich mich zwängen möchte, auch wenn ich die Idee großartig finde.
Für Solopreneurinnen ist der Investoren-Pitch nicht zwingend notwendig. Mein Angebot muss nicht in zwei Sätzen zusammengefasst werden, um eine potenzielle Kundin zu überzeugen.
Vielmehr stelle ich mir vor einer Selbstpräsentation die Frage: Was ist heute mein Ziel, wenn ich mich vorstelle?
Sobald ich klarer für mich definiere, was meine Selbstpräsentation heute braucht, ist es einfacher, auf meinen Punkt zu kommen. Wenn ich zum Beispiel von einer Podcasterin gebeten werde, mich kurz vorzustellen, platziere ich nicht direkt mein Mentoring-Angebot. Stattdessen überlege ich, was das Thema der Folge ist und starte meine Vorstellung mit einem ersten Gedanken dazu.
Beispiel: „Hi, ich bin Nora Müller. Ich bin heute hier, weil wir ein Thema besprechen, das viele selbstständige Frauen beschäftigt. Als Positionierungsmentorin höre ich von meinen Kundinnen immer wieder dieselbe Frage: ‚Wie packe ich mein Business in zwei Sätze?‘ Vielleicht finden wir heute heraus, ob das überhaupt notwendig ist. Denn ich persönlich mag es auch nicht, mich einzuengen.“
Gegenbeispiel: „Ich bin Nora Müller. Als Positionierungsmentorin unterstütze ich selbstständige Frauen dabei, herauszufinden, wer sie sind und wie sie das positionieren können, um ihre Zielgruppe anzuziehen.“
Profi-Tipp: Lass dich bei einem Interview immer von anderen vorstellen. So kannst du wichtige Aspekte ergänzen und deine Haltung zu deinem Thema noch besser platzieren.
Ein Pitch im Dienstleisterinnen-Bereich ist im Grunde ein Türöffner. Es ist der Moment, in dem die „Tür“ geöffnet wird und es heißt: „Ah, die ist interessant, mit der will ich mich mal unterhalten.“ Ich bin nicht grundsätzlich gegen das Pitchen, möchte aber selbstständige Frauen darauf hinweisen, dass der typische Pitch nicht immer zielführend ist. Wichtiger ist es, sich zu positionieren. Sprich, einen Platz für sich zu beanspruchen. Es geht also nicht immer darum, den „Need“ deiner Zielgruppe anzusprechen, sondern eher etwas zu sagen, in dem sich die Hörende wiederfindet.
Frauen haben oft das Problem, dass sie sich nicht trauen, Raum einzunehmen. Ich zum Beispiel wurde nicht so erzogen, dass ich meinen Mund aufmachen darf. Wir sind unterbewusst ständig dabei zu testen, was der Umgebung gerade „zumutbar“ ist. Merkst du, was ich meine? Der normale Pitch bestätigt mich also auch noch in diesen Mustern, bloß „nicht zu viel zu sein“.
Also sage ich mir vor einer Vorstellungssituation:
Ich darf mir meinen Raum nehmen und kann entscheiden, welchen Punkt ich setze.
Ich nenne das Ganze Anti-Pitchen. (Hier geht es zum nächsten Workshop) Beim Anti-Pitch geht es darum, den Fokus je nach den Bedingungen und Bedürfnissen in einer Vorstellungssituation nach deinen eigenen Spielregeln zu gestalten. Viel wichtiger als auf den Punkt zu sein, ist den Punkt überhaupt zu setzen. Also präsent zu sein. Meinen Namen immer wieder ins Spiel zu bringen mit meinem Thema, meiner Haltung oder meinen Ideen.
Mein größter Fehlschlag beim Pitchen war lange Zeit mein Drang, stets etwas Besonderes und jedes Mal etwas Neues zu sagen. Das rührt vor allem daher, dass ich mich schnell von Inhalten gelangweilt fühle und deshalb immer wieder gerne Neues kreiere.
Das führte jedoch dazu, dass ich mich nie wirklich sicher gefühlt habe, selbst bei kleineren Vorstellungsrunden war ich schon sehr nervös.
Doch im Grunde geht es nur darum, diesen ersten Moment zu überstehen, wenn alle Augen auf mich gerichtet sind. Für diesen Moment habe ich ein Framework entwickelt. Ich verfüge über eine Handvoll Einstiegssätze, die ich jedes Mal leicht variieren kann, die mir jedoch einen spannenden Start bieten und mir Sicherheit geben, weil ich nicht jedes Mal komplett neue Sätze erfinden muss. Drei meiner Methoden kannst du übrigens direkt in meinem Workshop anwenden.
Was mir also hilft, sind jene Einstiegsmomente, in denen ich die Aufmerksamkeit jener erlange, für die ich interessant sein könnte. Diese Einstiege sind dabei nicht statisch und klingen nicht wie auswendig gelernt.
Das fehlerfreie Präsentieren existiert nur in meinem Kopf. Sobald es aus meinem Mund kommt, zeigen sich die Makel. Und das ist auch gut so. Denn ich bin ein Mensch. Und genau diese Menschen benötigen meine Kundinnen und Kunden.
Im Gegensatz zu dem, was oft behauptet wird, ist Positionierung etwas Lebendiges und Veränderliches, das mit mir und meinem Business wachsen und sich entwickeln darf. Ich sehe meine Arbeit darin vor allem vielseitigen Selbstständigen zu zeigen, wie sie einen Platz einnehmen ohne sich starr und eingeengt zu fühlen. Als Positionierungsmentorin will ich, dass sie mit ihrer Vielseitigkeit ein Statement setzen, das bleibt.
Jetzt das Business organisieren!
(Gastbeitrag) Sarah Rodemer
Deine Online-Mastermindgruppe für Frauen
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